published
10.05.2024
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Herzstillstand am Berg: Drohnen als Lebensretter

Mithilfe des Wettbewerbs Fusion Grant revolutionieren Eurac Research und der Drohnenhersteller MAVTech die Erste Hilfe am Berg.

Timing ist wichtig, in manchen Situationen ist es sogar alles. Nach einem Herzinfarkt in den Bergen - beim Wandern oder Skifahren - auf Hilfe warten zu müssen, ist einer dieser Fälle. Und genau hier könnte das Projekt DRONE-AED den Unterschied machen. Das Institut für Alpine Notfallmedizin und das Center for Sensing Solutions von Eurac Research sowie das Unternehmen MAVTech testen darin den Einsatz von Drohnen für den Transport von Defibrillatoren in Berggebieten. Ziel ist es, die Erste Hilfe im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands im Vergleich zur klassischen Rettungsaktion mit Hubschrauber und Rettungswagen zu beschleunigen. 

DRONE-AED ist ein ehrgeiziges und äußerst wirkungsvolles Projekt im Rahmen von Fusion Grant, dem von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und NOI Techpark in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Wirtschaftsring und WirtschaftsNetz geförderten Wettbewerb zur Unterstützung junger Forscherinnen und Forscher unter 40 Jahren und zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

„In alpinen Regionen ist der Zugang zu Defibrillatoren in der Regel begrenzt, obwohl es sich um stark touristisch genutzte Gebiete handelt. Südtirol ist ein gutes Beispiel dafür. Mit dem Einsatz von Drohnen können wir den Ausgang eines kardialen Ereignisses verändern und die Überlebenschancen der Patienten erhöhen. Und das alles mit geringeren Auswirkungen auf die Umwelt", erklärt Michiel Van Veelen, Mitarbeiter von Eurac Research und Spezialist für Notfallmedizin. 

Der Einsatz von Drohnen verursacht weniger Lärm und Luftverschmutzung, benötigt weniger Personal und reduziert so die Risikoexposition für die Rettungskräfte ebenso wie den Treibstoffverbrauch. Ziel der Forschung ist es daher auch, die genauen CO2-Einsparungen zu quantifizieren, indem man den Einsatz von Drohnen mit konventionellen Transporten vergleicht.

„Wir haben Tests im Freien in Prags, auf dem Ritten und in Corvara durchgeführt, und wir werden weitere Tests am Kronplatz vornehmen, um die Wirksamkeit der Drohnen zu überprüfen und sie mit anderen Formen der Rettung zu vergleichen", erklärt Roberto Mendicino, Forscher bei Eurac Research und spezialisiert auf die Entwicklung von Sensornetzarchitekturen und Sensoranwendungen. Im Rahmen von DRONE-AED begleitete er die Tests im Freien ebenso wie die Indoor-Versuche in den Laboren im NOI Techpark und entwickelte eine Strategie für die automatische Kartierung von Versorgungssystemen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. 

„Zunächst haben wir die Drohnen im terraXcube getestet und dabei sowohl den Start mit dem Defibrillator, für den wir eine spezielle Verpackung entwickelt haben, als auch den Flug unter extremen Wetterbedingungen erprobt", ergänzt Gianluca Ristorto, Cheftechniker und Forscher bei MAVTech, einem Spin-off des Politecnico di Torino mit Sitz im NOI Techpark, das innovative Lösungen für Luft- und Raumfahrttechnologien entwickelt. 

Alle beteiligten Akteure am Projekt arbeiteten eng zusammen, mit dem NOI Techpark als Bindeglied. „Wir beschäftigen uns seit über 10 Jahren mit Drohnen und arbeiten dabei aktiv mit NOI zusammen. Die dortigen Fachleute haben uns mit den Herausforderungen der Pistenrettung vertraut gemacht hat und auch den Kontakt zu MAVTech hergestellt", erklärt Abraham Mejia-Aguilar, Drohnenpilot von Eurac Research. Zu seinen herausragenden Leistungen zählt die Entwicklung eines neuen Drohnen-Sende- und Empfangsgeräts auf der Grundlage der LoRa-Technologie, das in der Lage ist, verunglückte Personen in einem Umkreis von 300 Metern zu orten - und damit fünfmal genauer arbeitet als herkömmliche Systeme. 

„Klarerweise bedarf es noch einiger Schritte, bevor wir dieses System auf den Markt bringen können. Aber dank Fusion Grant konnten wir den Prozess erheblich beschleunigen und wichtige Partnerschaften knüpfen", kommentiert Ristorto. „Die durch Fusion Grant geschaffenen Synergien sind von unschätzbarem Wert. Wir sprechen hier über ein Projekt, das buchstäblich Leben retten. Und zwar dank der Zusammenarbeit aller", betont Van Veelen.

Wer selbst ein Fusion Grant Projekt mit einem im NOI Techpark angesiedelten Forschungsinstitut entwickeln möchte, hat in Kürze erneut Gelegenheit dazu. Die dritte Ausgabe des Wettbewerbs öffnet nämlich am 29. Mai im Rahmen einer Pressekonferenz im NOI die Anmeldungen.

Alle Infos dazu unter fusiongrant.info.