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27.04.2023
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Interdisziplinär die Köpfe zusammenstecken

Beim ersten Students & Company Sprint im NOI entwickeln Studierende der Freien Universität Bozen und Unternehmen gemeinsam neue Lösungen für die Kreislaufwirtschaft der Zukunft.

Jeder hat schon mal die Erfahrung gemacht: ein Ingenieurin geht anders an ein Problem heran, als ein Designerin und IT-Experteninnen haben eine ganz andere Perspektive auf die Dinge, als die Kolleginnen aus der Kommunikationsabteilung. Was wäre, wenn man solche Unterschiede nutzt und interdisziplinäre Teams auf ein Problem ansetzt? Wenn man ihnen Gelegenheit zum Austausch gibt, damit sich unterschiedliche Perspektiven gegenseitig befruchten? Genau das ist vom 21. bis 25. Februar 2022 beim ersten Students & Company Sprint im NOI passiert: eine Woche lang entwickelten Studierende verschiedener Fachbereiche der Freien Universität Bozen gemeinsam mit den Unternehmen Markas, VOG Products und Vivius innovative Lösungen für die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft. Eine wertvolle Win-Win-Situation für alle Beteiligten, denn die Unternehmen bekamen frischen Input, die Studierenden erste Einblicke in Unternehmensabläufe und die Gelegenheit ihre Fertigkeiten praktisch anzuwenden. Das Event wurde durch den Europäischen Sozialfonds finanziert, mit dem Ziel die Vernetzung zwischen Studierenden und Arbeitswelt zu fördern.

Konkrete Fragestellungen und rauchende Köpfe

Die drei Fragestellungen des Students & Company Sprint im NOI standen ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft: Wie kann man Apfeltrester nachhaltig im Packaging verwerten? Wie kann und soll die nachhaltige Uni-Mensa der Zukunft aussehen? Wie sensibilisiert man Kunden und Bauunternehmen für kreislauffähiges, nachhaltiges Bauen? In den Unternehmen bekamen die interdisziplinären Teams von Studierenden einen Mentor zur Seite gestellt: gemeinsam sollten sie für jede Challenge jeweils zwei Lösungen entwickeln und am Ende des Sprints in einem professionellen Pitch vorstellen. Fünf adrenalingeladene Tage, in denen Köpfe rauchten, laut gedacht, leise gebrütet und gezielt getüftelt wurde. Am Ende der Woche wurden die Ideen präsentiert und die drei nachhaltigsten Projekte prämiert: die Gewinner sind "Pack Apple“, ein Produktionsprozess für Packaging aus Apfeltrestern, "Vivius Virtual", eine App für die Bauwirtschaft und "Canteen of the future" ein Projekt für die Mensa der Zukunft.

Der Sprint-Prozess – die kreative Seite der Wirtschaft

Bei einem Innovation Sprint wird ein kreativer Prozess, der in den Unternehmen Monate dauern würde, auf wenige Tage komprimiert. Im Laufe der Sprints entwickeln interdisziplinäre Teams zusammen einen Lösungsansatz, probieren ihn aus, lernen aus eventuellen Fehlern, verbessern den Ansatz und versuchen es erneut, bis eine Lösung gefunden wird. Im Mittelpunkt dieses kontinuierlichen Innovationszyklus steht die gegenseitige Befruchtung der Ideen: so ergänzen sich Standpunkte und Lösungsansätze aus verschiedenen Spezialisierungen. Die Studierenden beim Students & Company Sprint im NOI kamen aus verschiedenen Studiengängen der fünf Fakultäten der Freien Universität Bozen: Informatik, Design und Künste, Wirtschaftswissenschaften, Bildungswissenschaften, Naturwissenschaften und Technik.

Das Feedback der Unternehmen

Die Unternehmen, die am Sprint teilnahmen, berichteten danach von ihren äußerst positiven Erfahrungen: „Die nächste große Herausforderung der Bauwirtschaft ist die Kreislaufwirtschaft der Materialien. Insbesondere in einer sehr technischen Branche wie unserer ist es wichtig mit Studierenden zusammenzuarbeiten, die unvoreingenommen „Out-of-the-Box“ denken und Ansätze mitbringen, die nichts mit der Bauwirtschaft zu tun haben“, sagt Stefan Pircher, Geschäftsführer von Vivius. Valentina Alber, Team Leader bei Markas, war erstaunt, wie erfolgreich das Teamwork der Studierenden aus ganz unterschiedlichen Bereichen war: „Jeder hat seinen Teil beigesteuert und dieser Austausch untereinander hat am Ende den Mehrwert ausgemacht.“ Für Daniele Zatelli, R&D Manager bei VOG Products, lag der Mehrwert vor allem in einer innovativen Sichtweise auf die Herausforderungen des Unternehmens: „Die Perspektive ist immer ausschlaggebend für die Interpretation eines Problems. Die Zahl 6 kann je nach Standpunkt des Beobachters als 6 oder als 9 gelesen werden. Deshalb ist der frische Blick der Studierenden so wertvoll für Unternehmen.“

Die Erfahrungen der Studierenden

Gleichermaßen war für die Studierenden der konkrete Einblick in die Unternehmensabläufe kostbar. Sie berichteten begeistert von ihrer Erfahrung, wie Enrique Ayres, vom Masterstudiengang „Industrial Mechanical Engineering”: „Ich habe viel darüber gelernt, wie Unternehmen an Dinge herangehen, das wird mir auch später bei der Jobsuche oder im Arbeitsleben weiterhelfen. Es war faszinierend zu sehen, wie man in wenigen Tagen eine rundum funktionierende Lösung finden kann. Im Team „Vivius Virtual“ haben wir eine App entwickelt, die Bauunternehmern und Kunden konkret den Co2-Abruck der einzelnen Entscheidungen anzeigt, die sie beim Hausbau treffen.“

Giulia Pizzato, vom Masterstudiengang „Entrepreneurship and Innovation” kannte einige der Methoden zur Ideenfindung des Students & Company Sprint bereits aus dem Studium. Bei der Challenge konnte sie ihre Kenntnisse zum ersten Mal konkret einsetzen: „Ich kann den Innovation Sprint sehr empfehlen. Es waren fünf intensive, adrenalingeladene Tage, weil es um eine reale Herausforderung aus der Arbeitswelt ging: wir sollten eine Lösung finden, um Apfeltrester zu nachhaltigem Packaging zu verarbeiten. Es war erstaunlich, wieviel wir in so kurzer Zeit zusammen geschafft haben.“

Lisa Bachmann, vom Masterstudiengang „Eco-Social Design“ arbeitete bei der Challenge von Markas „Canteen of the Future“ mit. Sie sagt: „Es war inspirierend zu sehen, wie sich die verschiedenen Kompetenzen aus Kreativität, Technologie, Innovation und Wirtschaftsstrategie verknüpfen. Für die Mensa der Zukunft haben wir uns überlegt, wie man den Raum besser nutzen und gestalten kann und wie man neue Technologien und Systeme einbringt, um ein breiteres Menü anzubieten und die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Für Markas war unser Input sehr wertvoll, weil wir Studierenden gleichzeitig auch die Endkunden sind. Wir wissen welche Details uns am wichtigsten sind.“ Der erste Students & Company Sprint im NOI war eine wertvolle Erfahrung mit viel Input für alle Beteiligten und ein weiterer wichtiger Schritt, um die Südtiroler Unternehmen mit den Nachwuchstalenten der Freien Universität Bozen zu vernetzen.

 

Während des Innovation Sprints tauchten die Studierenden in die Innovationsatmosphäre ein und machten das Beste aus unseren Räumen im NOI: von Yoga bis hin zur Präsentation der Prototypen.

Es war faszinierend und gleichzeitig stimulierend zu sehen, welche Neugierde und Dynamik diese Art von Kooperationen freisetzen können. Und das nicht nur bei den Studierenden, sondern auch bei den erfahrenen Experten*innen und Unternehmen", meint Chiara Zanin, Projektleiterin, NOI Techpark.

"Die Arbeit an komplexen realen Projekten, die von Unternehmen vorgeschlagen werden und bei denen differenzierte, teilweise nicht verfügbare und manchmal widersprüchliche Daten und Informationen vorliegen, ist sehr wichtig, um unsere Studenten besser auf ihre berufliche Laufbahn nach dem Studium vorzubereiten", sagt Prof. Guido Orzes, Project Manager der Freien Universität Bozen-Arbeitsgruppe. Des Weiteren betonte er: "Challenge-based Learning, also das Lernen durch Herausforderungen, wird an unserer Universität in verschiedenen Unterrichtseinheiten eingesetzt. Die Neuheit - und die dementsprechende Herausforderung - des Student & Company Sprints bestand darin, die Veranstaltung für Studenten aus der gesamten Universität mitzugestalten und dies in Zusammenarbeit mit dem NOI Techpark".