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Nachhaltig, sozial und flexibel: Coworking im neuen NOI Techpark Bruneck
Sie ist das Gesicht hinter dem neuen Zentrum für die nachhaltige Mobilität von morgen in Bruneck: Die Architektin Matylda Gosciniak war federführend für das Büro KUP-Arch für die Planung und Realisierung des NOI Techpark in Bruneck verantwortlich. Kurz vor seiner Eröffnung gibt sie uns einige Einblicke und Ausblicke auf das multifunktionelle Gebäude.
Frau Gosciniak, der NOI Techpark in Bruneck steht kurz vor der Eröffnung. Geplant und realisiert hat ihn Ihr Büro KUP-ARCH. Wie herausfordernd war dieser Auftrag?
Matylda Gosciniak: Es war ein wunderschöner, spannender, aber auch anspruchsvoller Auftrag. Unser Büro wurde Ende 2017 zu diesem internationalen Architekturwettbewerb mit Vorauswahl zugelassen. Eine der großen Herausforderungen war es, das schon sehr konkret vorgegebene Raumprogramm und Volumen von 32.000 Kubikmeter Hochbau - dazu kommen noch 47.000 Kubikmeter für die Garage – harmonisch in das Stadtbild einzufügen. Ich denke, wir konnten uns im Wettbewerb letztendlich durchsetzen, weil wir in unserem Entwurf als eines von wenigen Büros den Stegener Teil von Bruneck und die Innenstadt nicht durch den Bau getrennt haben und ein sehr ortsgebundenes Projekt entwickelt haben, das sich auch mit seinem unteren und oberen Platz in die Alltagswege von Brunecks Bevölkerung einfügt. Das Projekt hat einen urbanen Charakter: Es rahmt und definiert neue öffentliche Plätze - umso mehr, sobald die weiteren vorgesehenen Baulose gebaut werden - und berücksichtigt die wichtigen städtischen Blickachsen an diesem Ort.
Das heißt, dieses Gebäude sollte alles andere als ein Elfenbeinturm werden?
Absolut! Es war ein wichtiges Anliegen, allen voran der Automotive-Partner, ein Gebäude zu schaffen, das niederschwellig zugänglich ist und leicht erreicht werden kann. Denn es geht ja auch darum, Leute anzuziehen, vor allem junge Menschen für Technik zu begeistern und Wertschätzung für diesen so wichtigen Automotive-Sektor zu schaffen. Deshalb haben wir mehrere Anziehungspunkte geschaffen. Einerseits gibt es ein Foyer im Erdgeschoss auf Stadtniveau mit einem gut sichtbaren Ausstellungsraum zum Thema Mobilität der Zukunft sowie einem öffentlich zugänglichen Bistro. Darüber hinaus haben wir im Bereich des Tiefparterres einen unteren Platz geschaffen, von dem auch der Zugang zu den Räumlichkeiten der Universität und zum Veranstaltungszentrum der Gemeinde, dem NOBIS, erfolgt.
Das Gebäude wird von verschiedenen Akteuren bewohnt und hat entsprechend unterschiedliche Nutzungsansprüche. Was bedeutete dies für die Planung?
In der Tat hatten wir viele Ansprechpartner und Bedürfnisse, zwischen dem NOI Techpark an sich, der Gemeinde Bruneck sowie der Stadtentwicklung Bruneck, der Freien Universität Bozen und nicht zuletzt den Unternehmen des Netzwerks Automotive Excellence. Durch diese unterschiedlichen Nutzungsansprüche war die Planung sehr komplex. Dazu kam die großräumige Außenraumgestaltung mit dem oberen und dem unteren Platz, die natürlich auch funktionell sein musste. Auf dem unteren Platz ist nun eine schöne Treppenlandschaft vorgesehen, die künftig für Veranstaltungen wie ein Sommerkino genutzt werden kann. Interessant war auch, dass wir durch unseren Auftraggeber, den NOI Techpark, auch schon eine sehr starke Vorgabe hatten.
Inwiefern?
Es ging darum, das NOI-Konzept in Bruneck sichtbar zu machen. Und diesbezüglich hatten wir mit dem „Black Monolith“ in Bozen ein prägnantes Vorbild mit einer sehr starken Sprache. Wir wollten aber mit dem Gebäude in Bruneck keine Kopie des NOI Techpark in Bozen kreieren, sondern etwas Eigenes schaffen, das gut zur Stadtgemeinde Bruneck passt, aber dennoch als NOI wiedererkennbar ist. Es ist so ähnlich wie bei Geschwistern, die vielfach eine sichtbare Ähnlichkeit haben, aber dennoch anders aussehen.
Und was unterscheidet die jüngere Brunecker Schwester vom NOI in Bozen?
Äußerlich unterscheiden sich beide Bauwerke extrem, sei es in Materialität und Farbe, als auch im Auftritt. Beide erwecken aber einen – der Nutzung entsprechenden – technischen Eindruck. Der Innenausbau in Bruneck erfolgte mit einem ähnlichen Materialkatalog wie in Bozen. Dennoch haben wir in den Innenbereichen versucht, einige Akzente zu setzen und damit Lebendigkeit zu erzeugen: mit einem gut abgestimmten Farbkonzept, mit weichen Formen und einem ausdrucksstarken Treppenaufgang.