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14.05.2024
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Wenn Heizung, Lüftung und Beschattung zusammenarbeiten

Intelligente Systeme zur Haussteuerung sind auf dem Vormarsch. Noch arbeiten aber viele Systeme getrennt voneinander. Das wollen Würth und Hella im gemeinsamen Fusion Grant Projekt mit Eurac Research ändern: für mehr Komfort und weniger Energieverbrauch.

Wer ein smartes Zuhause sein Eigen nennt, der kann Heizung, Belüftung, Klimatisierung, Sonnenschutz und vieles andere automatisch steuern. Ein bisschen smart ist dabei fast jede Wohnung: Die Heizung schaltet sich täglich zu festgelegten Zeiten ein und aus oder die Rollos öffnen und schließen sich automatisch. Das ist bequem und spart Zeit. Noch besser wäre es jedoch, wenn die verschiedenen Systeme zusammenarbeiten würden. So dass immer der optimale Wohnkomfort gewährleistet ist und gleichzeitig Energie und Kosten eingespart werden.

Genau das ist das Ziel des Projekts „I-WE, Integrated Window control systEm“ im Rahmen von Fusion Grant, des Wettbewerbs der Stiftung Südtiroler Sparkassein Zusammenarbeit mit NOI Techpark, dem Südtiroler Wirtschaftsring und WirtschaftsNetz Südtirol. Dessen Ziel ist es, Forschende unter 40 Jahren zu unterstützen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstituten und lokalen Unternehmen zu fördern.

Beim Projekt I-WE arbeiten die Unternehmen Würth und HELLA mit einem Forschungsteam von Eurac Research zusammen. Gemeinsam verbinden sie smarte Fenster, die sich automatisch öffnen und schließen lassen und einen motorbetriebenen Sonnenschutz integriert haben, mit sämtlichen im Haus verfügbaren Kontroll- und Steuerungssystemen. Möglich wird das durch einen intelligenten Algorithmus. Das zentrale Steuersystem kann dank ihm die beste Einstellung für die Fensteröffnung bestimmen, auf das motorisierte Beschattungssystem einwirken und hat gleichzeitig die Möglichkeit, andere Systeme wie die künstliche Beleuchtung zu steuern. Dabei fließen auch Wetterdaten ein, erklärt Robert Weitlaner, Leiter des InnovationLAB beim österreichischen Hersteller von Sonnenschutzsystemen HELLA: „Wenn wir wissen, dass die Sonne an einem Wintertag scheinen wird, können wir die kostenlosen Sonnengewinne optimal nutzen und zugleich unangenehme Lichtverhältnisse wie Blendung vermeiden. Das sorgt für ein angenehmes Raumklima und reduziert gleichzeitig den Heizenergieverbrauch.“

Während HELLA bereits ein intelligentes System für die Steuerung der Sonnenschutzsysteme besitzt, kommt die integrierte Steuerung aller Systeme von Würth. „Wir liefern in Zusammenarbeit mit unserer spezialisierten Tochterfirma KBLUE sozusagen das Gehirn der experimentellen Anlage. Unser Algorithmus nährt sich von Daten wie Innen- und Außentemperatur, Sonneneinstrahlung und Raumluftqualität, also CO2-Gehalt. Und kann anhand dieser Daten beispielsweise Fenster in Abhängigkeit von der Luftqualität in den Innenräumen und den Witterungsbedingungen draußen automatisch öffnen. Das vermeidet unnötiges Lüften und reduziert den Energieverbrauch“, erklärt Stefano Prosseda, Verantwortlicher der Innovationsabteilung bei Würth mit Sitz im NOI Techpark.

Koordiniert wird das Projekt von Eurac Research, genauer dem Institut für Erneuerbare Energie. „Ausgangspunkt unserer Forschungsarbeit waren der motorisierte Sonnenschutz von HELLA und das Hausautomatisierungssystem von Würth, die es beide bereits auf dem Markt gibt. Unser Ziel war es, ein intelligentes Fenstersystem mit optimierter Hard- und Software und einem fortschrittlichen Steuerungsalgorithmus zu entwickeln, der alle aus der Verknüpfung von Hausautomatisierungssystemen verfügbaren Informationen nutzt, um einerseits die beste Fensterkonfiguration zu ermitteln und andererseits Informationen zur Verbesserung der Funktionalität weiterer Systeme wie Heizung oder Kühlung auszutauschen,“ erläutert Francesco Isaia, Forscher am Institut für Erneuerbare Energie von Eurac Research.

Vom positiven Nutzen der Zusammenarbeit im Projekt I-WE sind alle Beteiligten überzeugt. Das entwickelte System befindet sich derzeit in der Testphase. Eine Musteranlage wird im Freiluftlabor von Eurac Research im NOI Techpark unter realen Bedingungen getestet. Wichtig ist, dass das System am Ende nutzertauglich ist, sprich einfach zu bedienen und funktional. Die Marktanalysenphase zur Ermittlung der bestmöglichen Integration des Algorithmus in das Endprodukt soll innerhalb kommenden Jahres erreicht sein. Bis dahin soll das System auch an einigen Pilotobjekten erprobt werden. Ein System, dessen Einsatz übrigens sowohl bei Neubauten als auch bei Haussanierungen möglich ist.

Wer selbst ein Fusion Grant Projekt mit einem im NOI Techpark angesiedelten Forschungsinstitut entwickeln möchte, hat in Kürze erneut Gelegenheit dazu. Die dritte Ausgabe des Wettbewerbs öffnet nämlich am 29. Mai im Rahmen einer Pressekonferenz im NOI die Anmeldungen. Alle Infos dazu unter fusiongrant.info.