published
13.12.2023
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Qualitätssiegel für Produkte

Wer Produkte neu auf den Markt bringt, will wissen, wie langlebig sie sind, ob sie ihre Eigenschaften auch auf Dauer behalten oder ob sie den gängigen Vorschriften aus Rom und Brüssel entsprechen. Bei manchen Produkten sind bestimmte Tests und damit verbundene Sicherheits- oder Qualitätssiegel sogar Voraussetzung für die Markteinführung. Immer mehr solcher Tests werden auch in den Laboren im NOI angeboten, unter anderem in den Bereichen Erneuerbare Energie von Eurac Research und Lebensmittel vom Versuchszentrum Laimburg.

Beispiele für europäische und internationale Sicherheits- und Qualitätsstandards sind die CE-Kennzeichnung und internationale Normen wie die ISO. CE steht für „Conformité Européenne “ und bescheinigt, dass ein Produkt die EU-Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltanforderungen sowie die Produktleistung erfüllt. Die ISO oder „Internationale Organisation für Normung“ ist die internationale Vereinigung von Normungsorganisationen und erarbeitet internationale Normen für fast alle Wirtschafts- und Produktionsbereiche.

Um festzustellen, ob Produkte den staatlichen, europäischen oder internationalen Vorgaben entsprechen, gibt es Prüflabore und damit diese auch garantiert korrekte und vergleichbare Ergebnisse liefern, müssen sie ihrerseits geprüft und akkreditiert werden. Jeder EU-Staat hat dafür seine eigenen Prüfbehörden, in Italien ist es die Accredia. Sie kontrolliert die Labore – gennant CAB (Conformity Assessment Bodies -Konformitätsbewertungsstellen) - und akkreditiert deren Methoden. Insgesamt 36 Tests sind derzeit in den Laboren von Eurac Research und vom Versuchszentrum Laimburg im NOI Techpark akkreditiert.

Wein und Lebensmittel im Fokus

Für viele Lebensmittel gelten strenge Vorgaben hinsichtlich der erwünschten Inhaltsstoffe und der unerwünschten Rückstände oder Kontaminanten. Deshalb werden in den Laboren des Versuchszentrums Laimburg Wein und Äpfel, aber auch Böden und Futtermittel untersucht. Vor 20 Jahren wurde das erste Labor des Versuchszentrums Laimburg von Accredia akkreditiert – es war, passend zum Weinland Südtirol, das Labor für Wein- und Getränkeanalysen.

„Die genaue Untersuchung von Wein und Most ist für die Qualitätssicherung im Keller unverzichtbar. Wichtige Parameter sind beispielsweise der Säuregehalt, Restzucker oder Alkoholgehalt. Im Labor für Wein- und Getränkeanalysen werden chemisch-physikalische Analysen von Traubenmost, Wein, Fruchtsäften und Destillaten durchgeführt und das nicht nur im Rahmen von Versuchsprojekten, sondern auch als Dienstleistung für private Auftraggeber“, erklärt Andreas Putti, Referent für die akkreditierten Labors am Versuchszentrum Laimburg.

Auf insgesamt 26 akkreditierte Methoden in vier Laboren können Unternehmen heute im Versuchszentrum Laimburg zurückgreifen (LAB n° 0463L). Dazu gehören Rückstandsanalysen auf pflanzlichen Lebensmitteln, vor allem auf Äpfeln, aber auch allen anderen Obstsorten, ebenso wie Bodenanalysen und Tests im Bereich Pflanzenschutz. In der Landwirtschaft sind Rückstandsanalysen vielfach Voraussetzung für die Vermarktung und da geht es nicht um das schlichte Einhalten von staatlichen oder EU-Grenzwerten – die werden laut Andreas Putti nur selten überschritten. Die Genossenschaften, aber auch der Handel legten oft eigene, deutlich strengere Grenzwerte fest, deren Einhaltung nachgewiesen werden muss.

Klimakammern und Teststände

Eine breite Palette akkreditierter Tests führen auch die Labore des Instituts für Erneuerbare Energie von Eurac Research und der terraXcube im NOI durch. Insgesamt fünf Labore und darin elf Testmethoden sind akkreditiert (LAB n° 1785L), dazu gehören unter anderem Leistungs- und beschleunigte Alterungstests für Photovoltaikmodule, das Messen der Wärmedurchlässigkeit von Fassaden, Fenstern, Türen und Rollladenkästen sowie des Energiedurchlassgrades (g-Wert) von Verglasungen und Beschattungsbauteilen. Wärmepumpen werden ebenso getestet wie komplette Heiz- und Kühlanlagen.

Zum Einsatz kommen dabei neben diversen Testkammern und einem Sonnensimulator auch Klimakammern mit sehr unterschiedlichen Dimensionen und Eigenschaften. „Neben den akkreditierten, genau vorgegebenen Testzyklen führen wir oft auf Anfrage der Industriekunden weiterführende Tests durch, welche wir mit Simulationen und digitalen Modellen kombinieren, mit dem Ziel Produktentwicklungsprozesse zu optimieren und die Integration von einzelnen Komponenten in energetische Gesamtsysteme zu verbessern“, so der Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie von Eurac Research, Wolfram Sparber.

Jeder einzelne Sensor

Bei den akkreditierten Tests sind die Methodik und die zu messenden Parameter klar definiert. Nur so können Ergebnisse garantiert werden, die mit jenen von anderen akkreditierten Labors weltweit vergleichbar sind. Dafür erfordert jede Methode, die durch Accredia akkreditiert wird, ein hohes Maß an Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung – unter anderem werden zwischen den akkreditierten Labors weltweit Probemodule ausgetauscht, um eine Vergleichbarkeit der Prüfergebnisse zu gewährleisten.

„Wenn eine Methode akkreditiert ist, bedeutet dies, dass jeder einzelne Sensor, der dabei Messungen vornimmt, in regelmäßigen Abständen von einem Prüflabor kalibriert werden muss, das selbst akkreditiert ist“, erklärt Wolfram Sparber. Und dann gehört zur Akkreditierung natürlich auch die ständige Schulung und Überprüfung des Personals sowie die Vereinheitlichung der Prozesse und Arbeitsabläufe, auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht. Ein großer Aufwand, der mit hohen Fixkosten verbunden ist, denn die Akkreditierung muss sowohl auf technischer als auch auf administrativer Ebene in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Dafür wirkt sie nicht nur als Qualitätssiegel für die akkreditierten Methoden, sondern garantiert auch eine hohe Qualität in den nicht akkreditierten Tests – und das wiederum erhöht das Vertrauen der Unternehmen, da sind sich Eurac Research und Versuchszentrum Laimburg einig.

Mehrwert für heimische Wirtschaft

„Labore mit akkreditierten Methoden in Südtirol zu haben, ist von großem Nutzen für die einheimischen Produzenten“, sagt Andreas Putti. „Sie können ihre Proben direkt bei uns im Labor abgeben, das verkürzt Wege und Wartezeiten. Zusätzlich garantiert der direkte Kontakt den Austausch von praxisrelevanten Erfahrungen.“

Die Aufträge für die akkreditierten Labors kommen aber nicht nur aus der Region, sondern auch aus anderen Teilen Italiens und aus dem Ausland. „Für unsere Kundinnen und Kunden ist die Kombination aus akkreditierten Tests und weiterführender Forschung und Innovation interessant“, erläutert Wolfram Sparber „und durch unsere Feldmessungen bieten wir einen zusätzlichen Nutzen.“ Akkreditierungen bieten also einen Mehrwert für Auftraggebende und Labore gleichermaßen und deshalb werden sich zu den 36 akkreditierten Methoden in den Laboren im NOI in Zukunft wohl noch weitere hinzugesellen.