published
03.06.2024
READING TIME
2 Minuten

„Mit Butz und Stingl“: Neues Leben für Nebenprodukte von Apfel und Co.

Dass Obst und Gemüse gesund sind, weiß heute jedes Kind. Dass sie gesundheitsfördernde microRNA enthalten, wissen nur wenige. Diese herausragenden Moleküle nutzbar zu machen, ist das Ziel des Fusion Grant Projekts von Mirnagreen und dem Versuchszentrum Laimburg.

Bozen - Die Erforschung von microRNA, auch miRNA genannt, ist ein recht neues Forschungsfeld. Man weiß aber bereits, dass die aus Pflanzen gewonnen Moleküle eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Menschen haben. Sie wirken antioxidativ, antiviral und entzündungshemmend. Das Besondere an den extrahierten microRNA: Die gesundheitsfördernden Stoffe liegen in reiner Form vor. Das bedeutet, man muss nicht kiloweise Äpfel essen, um in den Genuss der positiven Wirkung zu kommen, und auch wer keinen Spinat mag, kann von dessen Eigenschaften profitieren.

Das im NOI Techpark angesiedelte Unternehmen Mirnagreen besitzt seit einigen Jahren ein Patent zur Extraktion von microRNA aus Pflanzen. „Wir sind das einzige Unternehmen weltweit, das ein solches Verfahren patentiert hat“, sagt Matteo Faè, Production Manager und zuständig für den Bereich Biotech Research and Development bei Mirnagreen. Jetzt geht es in einem Fusion Grant Projekt mit dem Versuchszentrum Laimburg darum, das Verfahren auf einen industriellen Maßstab zu heben und außerdem die Anwendbarkeit auf verschiedene Pflanzenarten zu untersuchen. Die Ausschreibung der Stiftung Südtiroler Sparkasse in Zusammenarbeit mit NOI Techpark, Südtiroler Wirtschaftsring und Rete Economia verhalf den Kooperationspartnern, dafür eine fähige junge Forscherin mit ins Boot zu holen.

MicroRNA für Lebensmittel

In früheren Forschungsprojekten wurde bereits der Extraktions- und Reinigungsprozess entwickelt, mit dem die Moleküle aus den Pflanzen gewonnen werden. Eine der Fragestellungen des aktuellen Projekts lautet: In welchen Pflanzen und vor allem in welchen Pflanzenteilen sind am meisten microRNA enthalten und wie kann man sie so extrahieren und aufreinigen, dass sie später als gesundheitsfördernde Lebensmittel eingesetzt werden können?

„Die bestehenden Extraktionsverfahren funktionieren bislang nur in kleinem Maßstab und auch nicht unter den Bedingungen der Lebensmittelproduktion“, sagt Daniela Hey, Forscherin im Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg im NOI. “Wir haben deshalb von Beginn an darauf geachtet, dass wir keine giftigen Lösungsmittel einsetzen oder bedenkliche Zusatzstoffe. Wir haben also einen Extraktionsprozess entwickelt, der kompatibel ist mit der Lebensmittelproduktion“, erklärt Hey.

Dafür haben sie und ihr Team verschiedenste Pflanzen untersucht – von Reis über Spinat und Bohnen bis hin zu Äpfeln und anderen Obst- und Gemüsesorten – um herauszufinden, worin die meisten microRNA enthalten sind und wie sie am besten extrahiert und gereinigt werden können.

Nebenprodukte verwerten

Denn miRNAs sind in allen Teilen der Pflanze enthalten, egal ob im Fruchtfleisch, in der Schale, den Kernen, im Stängel oder in den Blättern. Deshalb wollte man vor allem jene Pflanzenbestandteile genauer untersuchen, die bislang bei der Verarbeitung von Lebensmitteln nicht verwendet werden und im Abfall landen. Es geht also auch um einen Mehrwert im Sinne einer lokalen Kreislaufwirtschaft, unterstreicht Matteo Faè von Mirnagreen: „Wir geben Lebensmittelresten wie Schalen, Kernen und Stängeln, die bei der Verarbeitung von Obst und Gemüse anfallen, einen neuen Wert, indem wir daraus microRNA extrahieren.“

Peter Robatscher, Leiter des Labors für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg und wissenschaftlicher Koordinator des Projekts, hebt zudem den Wert der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft hervor: „Wir profitieren von Fusion Grant, da Projekte durchführen können, die für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung relevant sind und die wir im Rahmen unserer normalen Tätigkeit nicht abdecken könnten. Gleichzeitig können wir jungen, motivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern interessante Möglichkeiten in der angewandten Forschung bieten.“

Auch im Jahr 2024 können Unternehmen gemeinsam mit einem Forschungsinstitut im NOI Techpark wieder an Fusion Grant teilnehmen. Die dritte Ausgabe startet am 29. Mai. Alle Informationen dazu gibt es unter: fusiongrant.info.