published
15.05.2024
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Loacker auf dem Weg zur Smart Factory

Der renommierte Waffelhersteller will sein Abwassermanagement verbessern. In einem Fusion Grant Projekt gemeinsam mit der Freien Universität Bozen testet er dazu Sensoren. Sie sollen helfen, Wasser zu sparen und die automatisierte Überwachung der Produktion zu optimieren.

Das Familienunternehmen Loacker setzt seit jeher auf Qualität in Form von hochwertigen Rohstoffen und auf nachhaltige Produktionsprozesse. So stammen etwa die Haselnüsse zum Teil von den eigenen Feldern in der Toskana und das Molke- und Magermilchpulver wird im Werk Dolomites Milk in Vintl selbst hergestellt.

Dolomites Milk ist ein Joint Venture mit dem Milchhof Brimi in Brixen. Damit dort aus Südtiroler Milch und Molke Pulver entstehen kann, wird einiges an Wasser benötigt. Bei jedem Reinigungszyklus der Produktionsanlagen kommen mehrere Hundert Liter zum Einsatz – das sind über 50.000 Kubikmeter Wasser jährlich.

Daten sammeln, Wasser sparen

„Wir versuchen herauszufinden, wie uns Sensoren helfen können, unser Abwassermanagement noch weiter zu optimieren. Das Projekt mit der Freien Universität Bozen baut dabei auf zwei Sachen auf: einmal auf mehr Nachhaltigkeit, denn je besser wir das Wasser monitorieren können, desto weniger verbrauchen wir. Und gleichzeitig bringt es uns dem Ziel, eine Smart Factory zu werden, ein Stück näher. Indem wichtige Daten online abrufbar sind, können wir nämlich die automatisierte Überwachung der Produktion verbessern“, erklärt Petra Massoner, Head of Applied Research bei Loacker.

Geforscht wird im Rahmen von Fusion Grant, einer Ausschreibung der Stiftung Südtiroler Sparkasse in Zusammenarbeit mit NOI Techpark, Südtiroler Wirtschaftsring und WirtschaftsNetz Südtirol, welche Forschende unter 40 Jahren unterstützt und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstituten und lokalen Unternehmen fördert.

Im Zuge des Projekts werden bei Loacker sowohl das Frischwasser als auch das Abwasser monitoriert. „Aktuell basiert der Verbrauch vorwiegend auf Erfahrungswerten und Offline-Messungen im Labor. Unser Ziel ist es, mithilfe von Sensoren beide Werte in Echtzeit online zu messen. Wir erhoffen uns am Ende ein Einsparpotential von 5 bis 10 Prozent, was übers Jahr gerechnet tatsächlich sehr viel ausmachen würde“, so Massoner.

Forschung im Unternehmen

Beim Abwasser sollen unter anderem der pH-Wert, der Nitratwert und der CSB-Wert überwacht werden. Letzterer gibt an, wie viele organische Verbindungen im Wasser enthalten sind. Je geringer dieser Wert ist, umso besser. Für diese Messungen ging es am Anfang des Projekts darum, zu erforschen, welche Sensoren hierfür am besten geeignet sind. „Die Anlagen von Dolomites Milk werden mit heißem Wasser gereinigt und nur wenige Sensoren sind für Temperaturen über 50 Grad ausgelegt“, erklärt Luisa Petti, Professorin an der Fakultät für Ingenieurwesen der unibz, die das Projekt wissenschaftlich koordiniert und das Sensor System Technology Lab im NOI Techpark leitet.

Für die Forschenden ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft besonders interessant: „Für uns ist es wichtig zu verstehen, was es in einer industriellen Anwendung braucht, und diese angewandte Forschung hilft uns wiederum in der Grundlagenforschung“, betont Petti.

Die Erfahrungen mit den Sensoren, die im Fusion Grant Projekt getestet werden, sind auch für andere Anwendungen interessant. Die Professorin nennt als Beispiel die Aquaponik, also die Zucht von Fischen und Pflanzen in einem Kreislaufsystem. Dabei wird das Wasser aus der Fischhaltung verwendet, um Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen. Sensoren könnten hier wertvolle Echtzeitdaten zur Wasserqualität liefern. Entsprechend hat es dazu bereits eine Anfrage gegeben, wie Luisa Petti erzählt. Auch die Eco Center AG, die sich um Müllentsorgung und Abwasseraufbereitung in Südtirol kümmert, hat Interesse am Einsatz von Sensoren bekundet – und zwar nicht nur im Wasser, sondern auch im Boden und in der Luft – und in Gewächshäusern könnten die Sensoren auch bald zum Einsatz kommen.

Win-Win-Situation

Angewandte Forschung mit breitem Nutzen also. Aber noch etwas anderes ist der Professorin an der Freien Universität Bozen wichtig: „Es ist eine große Bereicherung, dass wir durch dieses Projekt mit Ahmed Rasheed einen sehr guten Forscher einstellen und nach Südtirol holen konnten. Fusion Grant ist somit eine Win-Win-Situation für Unternehmen, Universität und junge Forschende“, betont sie.

Wer selbst von den Vorteilen von Fusion Grant profitieren und gemeinsam mit einem im NOI Techpark angesiedelten Forschungsinstitut ein Projekt einreichen möchte, hat ab 29. Mai 2024 Gelegenheit dazu. Dann öffnet im Rahmen einer Pressekonferenz im NOI Techpark die dritte Ausgabe der Ausschreibung. Die Stiftung Südtiroler Sparkasse stellt wiederum 500.000 € an Fördergeldern zur Verfügung. Mehr Informationen erhalten Interessierte unter: fusiongrant.info.