Von Klärschlamm zu Ressourcen: Südtiroler Forschungsprojekt ebnet Weg zur Phosphor-Rückgewinnung

HBI, Freie Universität Bozen und NOI legen Grundlage für industrielle Nutzung von Phosphor aus Klärschlamm

Bozen, 16. Dezember 2025 – Phosphor gilt als unverzichtbarer Nährstoff für die Landwirtschaft und steht auf der Liste der kritischen Rohstoffe der EU. Ein vom Unternehmen HBI, der Freien Universität Bozen und NOI Techpark durchgeführtes EFRE-finanziertes Projekt zeigt nun, dass es möglich ist, Phosphor aus Klärschlamm in Form von Vergasungsasche effizient und wirtschaftlich nachhaltig zurückzugewinnen – und einen Reststoff in einen wertvollen Rohstoff zu verwandeln.

Im Mittelpunkt des Projekts „Rückgewinnung von Nährstoffen aus dem HTC-Prozess“ stand die Frage, wie sich aus den bei der Behandlung von Klärschlamm entstehenden Aschen Nährstoffe wie Phosphor so herauslösen lassen, dass sie später von der Düngemittelindustrie genutzt werden können. Ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einem geschlossenen Kreislauf in der Klärschlammbehandlung: weg von der Entsorgung, hin zur Nutzung von Wasser, Energie und Nährstoffen.

Dafür hat das unibz-Forschungsteam im Bioenergy & Biofuels Lab unter der Leitung von Prof. Marco Baratieri untersucht, unter welchen Bedingungen sich störende Stoffe – insbesondere Metalle – in den Aschen senken lassen, sodass der Phosphor besser zugänglich wird. „Unsere Forschungsarbeit hat bestätigt, dass der Ansatz von HBI funktioniert. Die Tests zeigen, dass sich die Aschen so aufbereiten lassen, dass eine spätere Rückgewinnung der Nährstoffe möglich wird“, erklärt Prof. Francesco Patuzzi, wissenschaftlicher Projektleiter. „Das ist ein wichtiger Schritt, um aus Klärschlamm neue Ressourcen zu machen und die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen zu verringern.“

Auf Basis der Ergebnisse arbeitet HBI nun an einem industriellen Modul, das in realen Anlagen eingesetzt wird. „Gemeinsam mit der Freien Universität Bozen haben wir das Fundament gelegt, um eine erste europäische Wertschöpfungskette für die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm aufzubauen“, so Daniele Basso, CEO von HBI. „Parallel dazu planen wir mit Unterstützung des NOI Techpark ein europäisches Projekt, in dessen Rahmen wir mehrere Anlagen realisieren wollen, um die notwendige kritische Masse zu erreichen, mit der wir die ersten Verträge über die Abnahme des zurückgewonnenen Phosphors mit Akteuren aus der Düngemittelbranche abschließen können.“

Die Ergebnisse des Projekts wurden im Rahmen der Fachveranstaltung „Vom Klärschlamm zum Rohstoff: Technologien und Strategien für die Zukunft“ im NOI Techpark vorgestellt. „Die Rückgewinnung kritischer Rohstoffe wie Phosphor ist ein zentrales Thema der Kreislaufwirtschaft und damit ein wichtiger Schwerpunkt der Innovationsstrategie (RIS3) des Landes“, betont Stefano Dal Savio, Head of Unit Tech Transfer Green im NOI. „Das Projekt zeigt, wie aus der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Universität und NOI Techpark konkrete Lösungen für die grüne Transformation entstehen.“