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Innovation im Netzwerk. Eine Reise durch den NOI Start-up Incubator
2021-12-06 2021-12-06 6 Dezember 2021
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„Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf". So lautet ein altes afrikanisches Sprichwort. Bei Innovation passiert (fast) dasselbe. Die „golden Ideas“ mögen das Ergebnis individueller Intuition sein, aber es braucht ein Team, um sie „groß zu ziehen“. „Mit diesem Ziel wurde unser Start-up Incubator geboren“, sagt Petra Gratl, Leiterin des Incubators unseres Innovationsviertels. Ein Ort mit vielen „ersten Malen“, bei der man mit jedem Schritt auf eine Geschichte trifft und jedes Projekt Teil einer größeren Reise ist. Von der Idee zum Markt.

Frau Gratl, fangen wir mit „Why“ an: Warum sollte ein Start-up Teil des NOI Techpark Incubator werden?

«Oft sind Unternehmensgründer*innen zu sehr in ihre Idee verliebt: Sie optimieren das Produkt immer weiter, ohne es damit auf den Markt zu schaffen. Oder umgekehrt: Sie denken unternehmerisch, verlieren aber den Fokus. Einen Partner wie uns zu haben, bewirkt eine Veränderung, denn aus dem Vergleich ergeben sich neue Chancen».

Können Sie uns einige Beispiele nennen?

«Beginnen wir mit dem Networking: Wer in einem Innovationsviertel wie dem NOI sitzt, hat die Möglichkeit, potenzielle Partner oder Geldgeber zu treffen und mit anderen Start-ups in Kontakt zu treten, um Ideen auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren. Es besteht auch die Möglichkeit, auf ein Ökosystem von Laboren, Know-how und Technologien zuzugreifen. Sehr interessant für Start-ups sind zum Beispiel unsere Prototyping-Workshops im Maker Space und Kitchen Lab. Allgemeiner gesagt: Wer sich der Innovation verschrieben hat, braucht ein solch fruchtbares Umfeld. Durch die Teilnahme an unseren Aktivitäten und Veranstaltungen haben schon viele einen entscheidenden Partner gefunden oder wichtige Kooperationen begonnen».

Wie begleiten Sie Start-ups auf ihrem Wachstumspfad?

«Alles beginnt mit der Idee, aber an der Idee muss gefeilt werden. Aus diesem Grund bieten wir als ersten Service das Pre-Incubation-Program an. In sechs Monaten helfen wir potentiellen Start-ups, richtige zu werden, indem wir ihre Geschäftsidee evaluieren. Das Programm beginnt mit einem Workshop, gefolgt von den Coaching- und Design-Sprint-Phasen, in denen wir aufstrebenden Start-ups helfen, sowohl ihre Corporate Identity zu kreieren als auch eine professionelle Landing Page und einen Pitch zu definieren. Schließlich bereiten wir sie auf den Demo-Day vor, an dem sie den Unternehmern gegenüberstehen, die sie beurteilen werden».

Was bietet Ihr all jenen an, die bereits ein Start-up gegründet haben?

«Diesen Bedürfnissen trägt ein weiterer Service Rechnung: Der Start-up Incubator hilft bereits etablierten Start-ups, in einem dreijährigen Programm mehr Investitionen und Umsätze zu generieren. Dabei wird die Unternehmensleistung analysiert, werden Ziele definiert, gezielt Partner gesucht, individuelle Mentorings und Coachings aktiviert und die Finanzierungssuche unterstützt. Um eine Größenordnung zu nennen, konnten wir öffentliche Förderungen in Höhe von etwa 2,2 Millionen aktivieren. Dazu kamen im Jahr 2020 450.000 Euro von privaten Investoren, die vier Start-ups zugutekamen. Und wir hoffen, 2021 mit ähnlichen Ergebnissen abschließen zu können».

Nach welchen Kriterien beurteilen Sie die Eignung von Start-ups für diese Programme?

«Zuallererst schauen wir auf die Zusammensetzung des Teams. Das heißt, auf seine Fähigkeiten, den Unternehmergeist, seine Ziele und seinen Ehrgeiz, zu wachsen. Dann prüfen wir natürlich auch die Idee und Innovationsfähigkeit. Wir bewerten das Marktpotenzial, die Machbarkeit, Skalierbarkeit und Finanzstrategie. Außerdem müssen Unternehmen in Südtirol ansässig sein oder daran interessiert sein, hier ihren Sitz zu eröffnen».

Wie viele Start-ups betreuen Sie derzeit?

„Derzeit sind es 28. 5 davon sind in diesem Jahr dazugekommen und im Dezember werden weitere erwartet. Darunter sind vielversprechende Start-ups wie Ontopic, das erste Spin-off der Freien Universität Bozen, Ecosteer, das im IoT- und Blockchain-Bereich tätig ist, HiWeiss, spezialisiert auf Functional Food und BioLogik Systems, einer der Pioniere im Bereich von Wärmerückgewinnungssystemen auf Basis von Kompost. Weitere Start-ups sind Truckscreenia, ein Software- und Hardwareunternehmen im Bereich Smart Mobility, Alvus, das mit einem biologischen Verfahren aus Biomasse Biogas gewinnt, aus dem wiederum Strom oder Methan entsteht, Aigritec, das mit fortschrittlicher Robotik und künstlicher Intelligenz eine neue Generation der Präzisionslandwirtschaft ermöglicht, CAEmate, ein Start-up, das innovative digitale Systeme in den Baubereich bringt, und Sher, eine Fahrrad- und Sportbekleidungsmarke, die ausschließlich für Frauen entwickelt wurde. Unternehmen, die also in unterschiedlichen Bereichen tätig sind, aber alle stark auf die Zukunft und Nachhaltigkeit ausgerichtet sind».

Apropos Zukunft, was sind die nächsten Ziele für den NOI-Incubator?

«Wir werden unsere Dienstleistungen weiterentwickeln und noch besser an die Bedürfnisse der Unternehmen und des Marktes anpassen. Wir werden unsere Dienstleistungen immer flexibler gestalten, damit sie unterschiedliche Zielgruppen und Generationen ansprechen. Wir setzen auf den Ausbau der Südtiroler Start-up-Community, auch indem der Dialog mit dem restlichen Europa gestärkt wird, insbesondere mit Innovator*innen aus dem Alpenraum. Das sind ambitionierte Ziele, die wir auch dank unserer Partner wie Industrio, Italian Angels for Growth, Interreg, unibz, Italia Start-up, Tba Network, Maurits, Innovup und Enterprise Europe Network erreichen wollen. Innovation ist schließlich ein Teamspiel».